Hoher Praxisbezug / große Schwachstellen

Ich möchte einmal versuchen ein differenziertes Bild dieses Studiengangs zu skizzieren. Ich bin mit hohen Erwartungen gestartet, auch aufgrund der vielen guten Bewertungen auf dieser Plattform und den Gesprächen mit der Studiengangsleitung im Vorfeld. Leider wurden viele dieser Erwartungen nicht erfüllt, vor allem, wenn man die doch hohen Gebühren von rund 600€/Monat bedenkt.

Der Studiengang wirbt mit einem hohen Praxisanteil, was definitiv auch angestrebt wird. Positiv zu sehen sind die vielen Kooperationspartner, bei denen man Erfahrungen während des Studiums sammeln kann. Zugangsvoraussetzungen sind laut Homepage ein sportwissenschaftliches oder psychologisches BA-Studium. Zu Beginn der Studienzeit stellte sich jedoch heraus, dass teilweise Studierende aus anderen Fächern zugelassen wurden, die wenig mit diesen beiden Studienfeldern gemein haben. Bei mir sorgte das für Irritationen, da mMn ein psychologischer oder sportwissenschaftlicher Hintergrund auch für die Qualität der Lehre gewährleistet sein sollte.

Das führt mich zu einem zweiten Punkt, der für Kritik gesorgt hat. Für das Modul Sportwissenschaften (M6) wurde ein Dozent engagiert, der als Hintergrund Psychologie (BA) und Sportpsychologie (MA) mitbrachte. Gerade mit Blick auf die hohen Gebühren eine nicht tragbare Entscheidung und als Person mit sportwissenschaftlichem Hintergrund kommt man sich schon etwas verschaukelt vor. Positiv hervorzuheben ist, dass die Uni auf die Kritik reagierte und eine zusätzliche (aber einmalige) Vorlesung mit einem externen Sportwissenschaftler organisierte.

Ein Pluspunkt ist grundsätzlich die Besetzung von Dozierenden aus der Praxis. Zu nennen sind da bspw. R. E. und F. W., die neben sehr guter Lehre auch eine gute Verbindung zu den Studierenden hatten. R. E. hat während der Studienzeit leider die BSP als Dozierende verlassen. A. M. kann darüber hinaus viel Erfahrung aus dem Profifußball einbringen. So sind immer wieder auch sehr interessante Gäste aus der Welt des Sports zu Besuch (z.B. Jürgen Klopp).

Enttäuscht war ich persönlich teilweise von einigen Modulen. Zu Beginn des Studiums war bspw. das Modul "Spielanalyse" eines, auf das ich mich besonders freute und das vor und während des Studiums auch hervorgehoben wurde. Leider war es letztlich eher schwammig und wenig wissenschaftlich begründet. Auf Wunsch und Nachfrage von Studierenden nach Spielanalyse-Beispielen des Profs, um konkrete Orientierungen zu bekommen, wurde leider auch nicht reagiert.

Im Verlauf des Studiums fällt immer wieder das Stichwort "Persönlichkeitsentwicklung". Ich möchte an dieser Stelle einmal infrage stellen, ob Persönlichkeitsentwicklung stattfindet, wenn gezielt Studierende vor dem Kurs durch minutenlanges Nachbohren bei anderer Sichtweisen auf Psychologie (Stichwort klassische Psychologie / psychologische Morphologie) stattfindet oder ob man nicht genau das Gegenteil erreicht? Eine diverse Diskussionskultur und kritische Haltung (auch gegenüber der psychologischen Morphologie) kommt so aus meiner Sicht nicht zustande, wenngleich die morphologische Betrachtungsweise interessant ist, aber "in 4 Semestern nicht gänzlich zu verstehen" (Zitat Prof).

Für mich persönlich war es letztendlich nicht die richtige Wahl. Ich hätte mir ein Masterstudium gewünscht, das wissenschaftlicher ist (bspw. Halle oder Köln). Darüber hinaus muss jedem der Jobmarkt in der Sportpsychologie bewusst sein. Die aller wenigsten des Jahrgangs sind letztendlich in der Sportpsychologie gelandet. Einige haben sich bspw. für ein weiteres Jahr BSP und einen weiteren Master in Wirtschaftspsychologie entschieden.

Ich wünsche allen eine gute Entscheidungsfindung!