Durchschnittliche Leistung

In Leipzig ist es vergleichsweise leicht einen Studienplatz zu bekommen. Es werden beinah alle Bewerber für den Studiengang Jura (Staatsexamen) zugelassen. Die Immatrikulation verlief reibungslos. Dagegen war die Wohnungssuche zum ersten Oktober nicht ganz einfach.
Das Jurastudium ist in Leipzig zu beginn relativ einsteigerfreundlich. Man wird Stück für Stück an das Fach herangeführt. Die Klausuren im ersten Semester waren sehr sehr leicht.
In den Vorlesungen Strafrecht I, BGB-AT und Staatsorganisationsrecht werden die Grundlagen der Rechtsgebiete vermittelt. Dabei haben mir die Vorlesungen im ersten Semester teilweise nur bedingt zugesagt. In der Vorlesung Strafrecht-AT hat der Professor den Studenten mit theoretischen Auseinandersetzungen konfrontiert und ständig seine eigene Mindermeinung gerechtfertigt. Damit war die Vorlesung für mich eher bedingt hilfreich, weil ich dort nicht richtig unterscheiden konnte, welcher Stoff für micht relevant ist und welcher nicht. Die Mindermeinungen haben sich bei den Aufbauschemata und Falllösungen natürlich ausgewirkt, weshalb ich mir den Stoff des Strafrecht hauptsächlich selbst beigebracht habe.
Ähnlich war es leider auch im BGB-AT. Dort hat Prof. M den Studenten mit derart vielen Anekdoten und Geschichten belästigt, dass er erst in Vorlesung 7 oder 8 mit dem Stoff des BGB-AT begonnen hat. Während andere Universitäten im WiSe schon mit dem Schuldrecht-AT beginnen, hat Prof. M so viele Geschichten erzählt, dass er ein ganzes Semester mit dem BGB-AT gefüllt hat. Die Klausur war dann auch noch eine Altklausur, was die Prüfung sehr leicht gemacht hat.
Die Vorlesung im Staatsrecht war dagegen deutlich prägnanter. Der relevante Stoff wurde in hochakademischen Lehrbuchstil vorgetragen und teilweise durch mehrfache Wiederholung verdeutlicht. Dabei hat der Stoff aus der AG leider überhaupt nicht zur Vorlesung gepasst. Damit war der Einstieg ins Staatsrecht deutlich erschwert. Mit mehr Beispielen in der Vorlesung und ein wenig mehr Abstimmung mit den eigenen Mitarbeitern wären die Erfolge auch bei schwereren Klausuren zu verzeichnen.
Die schlimmste Vorlesung war allerdings die Einführung in das Recht und die Rechtswissenschaft. Hier wurde dem Studenten wirklich schlecht aufbereitete Rechtsphilosophie und allerhand weiteres BLABLA vermittelt. Ein richtiges Grundlagenfach ist das auf jeden Fall nicht.

In den Arbeitsgemeinschaften habe ich in Leipzig im Gegensatz zu den Vorlesungen sehr gute Erfahrungen gemacht. Im Strafrecht hatte ich im ersten Semester einen sehr guten AG-Leiter, der mir die Basics ohne Schnickschnack anhand von Fällen so gut vermittelt hat, dass ich mich nach einem Jahr noch an die Fälle erinner. Auch in den anderen Rechtsgebieten habe ich überwiegend gute Erfahrungen mit den AG-Leitern gemacht. Dabei habe ich die AG aber auch sofort gewechselt, wenn mir der Unterrichtsstil des AG-Leiters nicht zugesagt hat.

Zusammenfassen lässt sich feststellen, dass ich ein Jurastudium an der Uni Leipzig durchaus weiterempfehlen würde. Jedoch muss man sich dabei bewusst sein, dass man auch vieles selbst organisieren und lernen muss. Zudem sollte man sich darüber bewusst sein, dass die ersten Semester in Leipzig nicht allzu fordernd sind und man sich entspannt in das Studium einfinden kann. Das läuft in anderen Bundesländern bestimmt ein wenig anders. Bevor man sich jedoch von den leichten Prüfungen in die Irre führen lässt, sollte man sich über die Anforderungen an das juristische Staatsexamen bereits im ersten Semester informieren und das Studium frühzeitig beenden, wenn es einem nicht zusagt.