Meine Vorklinik - Eine Bilanz

Vorweg:
Hier beschreibe ich meine Bewertung von der Vorklinik in München.
In München ist man in der Vorklinik Doppelimmatrikuliert- also sowohl an der LMU als auch der TUM. Die allermeisten Angebote laufen über die LMU.
In München sind die Testate über das Semester verteilt. Das Bedeutet, dass Medizinstudenten gerne über das Semester hinweg beklagen, wieviel sie lernen müssen. Am Ende des Semesters hat man dann jedoch eine entspanntere Zeit, wenn andere Studiengänge ihre Klausurenphase haben.

1.Semester:
Im ersten Semester hat man nur an der Anatomischen Anstalt Unterricht.
Es werden lediglich die Fächer Anatomie und Histologie unterrichtet. Ich finde, dass ist ein großer Vorteil. So ist es möglich, sich immer nur auf ein Fach zu konzentrieren und dieses auch in der vollen Tiefe zu lernen.

In der makroskopischen Anatomie startet man schon in der 2. Woche direkt mit dem Präp-Kurs. Das ist sehr motivierend. Die Stoffmenge ist viel. Es gibt im 1. Semester 2 mündliche Anatomietestate am Körperspender. Das 2. Testat ist direkt nach der Weihnachtspause (—>lernen über die „Ferien“). Dafür hat man danach eine solide anatomische Grundlage. Wenn man mit Medizinstudenten anderer Unis spricht, merkt man, wieviel man selber im Vergleich schon „drauf hat“, weil viele Unis mit kleineren Fächern starten.
In den ersten Semesterferien werden die Fächer Biologie und Chemie abgehandelt. Hier hat man neben (online) Vorlesungen ein 6-bzw. 7-tagies Praktikum in Biologie und Chemie. An anderen Universitäten wird wesentlich mehr wert auf diese kleinen Fächer gelegt. Ich finde es gut, dass man keine richtigen Klausuren in Chemie und Biologie hat und denke, dass in Zukunft (und ihm Rahmen der neuen Approbationsordnung), diese Fächer zunehmend an Bedeutung verlieren werden.

2.Semster: Anatomie, BCI, MedPsychI

Das zweite Semester startet mit Anatomie, wo man Kopf, Abdomen und Becken lernt. Darauf folgt Neuroanatomie, was eine sehr kurze, aber stressige Lernphase beinhaltet, weil die mündliche Prüfung in Neuroanatomie 9 Tage nach dem Kopf-Abdomen-Bauch-Testat stattfindet. Danach wird das Semester wesentlich entspannter. Man hat nur noch Biochemie 1 und dazu eine Klausur am Semesterende, die sehr gut machbar ist. Man hat ebenfalls 6 Termine für fürs Psychologie Seminar. Die Klausur dazu ist geschenkt und lässt sich nur durch kreuzen bestehen.

3.Semester: Neurophysiologie, BCII, MedPsychII, Physik, Anamnesekurs

Im dritten Semester hat man im ersten Block (Oktober bis Ende November) Neurophysiologie, Physik, MedPsych 2 und Anamnsesekurs. In Physik (1x die Woche) gibt es keine Klausur, was sehr angenehm ist, allerdings müssen jede Woche Versuchsprotokolle abgegeben werde, was sehr zeitaufwendig sein kann. Der Inhalt ist auch nicht Physikumsrelevant, weshalb man sich des öfteren die „Sinn-Frage“ stellt. Neurophysiologie ist sehr interessant und die Abschlussklausur ist sehr fair. In diesem Fach sind die Praktika sehr toll und ganz anders als in BC oder Chemie! V.a. kann man in Neurophysio schon gut auf sein Anatomiewissen zurückgreifen und die bisher gelernten Sachen vertiefen.
In Medizinischer Psychologie 2 übt man Gesprächssituation, die im ärztlichen Beruf vorkommen können. Viele Sachen sind dort durch den „reinen Menschenverstand“ an sich selbstverständlich, aber hilfreich ist der Kurs trotzdem. Da es hier keine Klausur mehr gibt, gilt: Man erhält nur so viel, wie man selber auch reinsteckt. Außerdem hat man 3x einen Anamnesekurs (2x LMU, 1xTUM), bei dem man im Krankenhaus am Patienten eine Anamnese erhebt und dann dem Arzt/der Ärztin vorstellt. Das ist wirklich sehr cool, motivierend und hilfreich!

Der zweite Block des dritten Semester besteht aus Biochemie 2. Das ist das notorisch schwerste Fach der Vorklinik. Nicht, weil die einzelnen Themen an sich schwer sind, sondern wegen der schieren Masse an Stoff. Man hat 56 Vorlesungen a 90 Minuten, die man können muss. Auch, wenn das Fach schwieriger ist, haben bei uns 82% der Studenten im Erstversuch bestanden. Die Ausbildung in Biochemie 2 an der LMU ist sehr gut. Zwar ist der Lehrstuhl relativ streng, aber dafür ist dann der Biochemie Teil im Physikum relativ entspannt.

4.Semester: Vegetative Physiologie, U-Kurs, Physikum

Im viertem Semester hat man als Hauptfach Vegetative Physiologie. Das Fach ist sehr spannend und die dazugehörigen Praktika größtenteils gut. Die dazugehörige Klausur ist meiner Meinung nach die einfachste in der Vorklinik gewesen und liegt Anfang Juni- danach kann man dann scheinfrei auf die Medis fahren :). Zudem gibt es dieses Semester dann den Untersuchungskurs, wo man erste Körperuntersuchungen lernt. Mir haben diese 3 Termine sehr gut gefallen (man lernt jetzt nicht sonderlich viel, aber man startet dann wenigsten schonmal mit einem Basic Grundwissen in die Klinik und ist nicht komplett lost).

Und dann zum Schluss der Vorklinik kommt das Physikum. Die Zeit ist hart, aber wer es bis hier hin geschafft hat, schafft auch das Staatsexamen.

Ich kann die LMU sehr empfehlen, man erhält eine sehr gute Ausbildung und ich würde hier wieder studieren. Klar ist es viel Stoff zu Lernen, aber dass schafft man schon.