Solide, aber mit Luft nach oben

Zunächst mal das Positive:
Allgemeiner Maschinenbau ohne vordefinierten Schwerpunkt. Den Schwerpunkt kann man mehr oder weniger selbst setzen (dank Wahlmodule).
Unkomplizierter, direkter Kontakt mit Professoren aufgrund der geringen Anzahl an Studierenden möglich. Man ist hier nicht bloß eine Nummer wie an größeren Hochschulen.
Teilweise sehr engagierte Professoren die offensichtlich Spaß an der Lehre haben.
Das 18-wöchige Praxissemester gibt einem die Möglichkeit, einen realistischen Einblick ins Berufsleben zu erhalten und erste Kontakte in der Wirtschaft zu knüpfen.
Der Schwierigkeitsgrad ist moderat. Wenn man sich etwas anstrengt, dann kann man hier ohne große Probleme gute Noten schreiben und einen ordentlichen Abschluss machen. Physik und Mathe sollten einen aber ein bisschen interessieren, sonst wird es schnell frustrierend.
Ein digitales, einheitliches Lernkonzept ist vorhanden und wird auch ganz gut umgesetzt. Dieses war insbesondere in Zeiten von Corona sehr hilfreich.

Und nun das Negative:
Lernräume für Lerngruppe gibt es hier schlicht nicht.
Das Märchen der guten und vor allem „praxisnahen“ Ausbildung wird einem ständig erzählt, jedoch stützt sich dies einzig und allein auf das Praxissemester. Die meisten Module sind sehr theoretisch und haben mit der Praxis nur ansatzweise etwas zu tun.
Das Thema Laborpraktika ist bis auf wenige Ausnahmen ein absolutes Trauerspiel. 90% der Praktika dienen nur dazu, ein Protokoll zu schreiben und nicht die Erlangung von Wissen und Verständnis durch praktische Versuche zu fördern. Protokolle an die 20 Seiten sind keine Seltenheit, wodurch ein immenser zeitlicher Aufwand entsteht, welcher im Vergleich zum Nutzen dieser Praktika ein schlechter Witz ist (und natürlich steht das in keiner Modulbeschreibung, schließlich muss man den dort angegebenen zeitlichen Aufwand schön rechnen, um nicht auf über 40 Stunden pro Woche zu kommen). An dieser Stelle sind besonders die Laborversuche mit Betreuung durch den Fachbereich Elektrotechnik zu erwähnen, welche dieses Phänomen auf die Spitze treiben. Einzig das Praktikum im Modul Maschinendynamik ist ausschließlich auf die Verständnisförderung ausgelegt, weshalb ich dieses von meiner Kritik ausdrücklich ausnehmen möchte!
Durch die geringe Größe der Hochschule gibt es keine Auswahl zwischen Dozenten für ein Modul. [...]* Wahlmodule müssen übrigens nicht alle angeboten werden. Die Prüfungsordnung ist an der Stelle eher eine Art Empfehlung. Wer also den Studiengang aufgrund eines oder mehrerer Wahlmodule wählen möchte, sollte sich vorher informieren, ob die überhaupt angeboten werden.
Wichtige Infos muss man sich übrigens täglich auf einer Internetseite holen. Wäre aber auch zu einfach, den Hochschulverteiler dafür zu nutzen. Der ist irgendwie nur für unwichtige E-Mails reserviert.

Zuletzt noch ein Hinweis an alle die unbedingt in 7 Semestern fertig werden wollen: Es ist zwar rechnerisch möglich und mit Sicherheit auch irgendwie machbar aber plant mal lieber 8 Semester ein, wenn ihr eure Bachelorarbeit am Stück und nicht zum Großteil in den Semesterferien schreiben wollt.

Alles in allem ein einigermaßen solider Studiengang, leider mit teilweise frustrierenden Seiten.