Mehr Schein als Sein

Die Universität lockt mit einem Marketing, das Freiheit, Progressivität und Authentizität vermittelt, jedoch sieht die Realität anders aus.

Pro:
Ein familiäres Miteinander und kurze Wege sind vorhanden.

Contra:

Mangelhafte Bereitstellung von Lernmaterialien:
Die Uni unterstützt keine selbstverständlichen Zugänge einer jeden medizinischen Fakultät zu Amboss und VIAMEDICI, diese müssen privat finanziert werden. Die Unibibliothek hat eine mangelhafte Ausstattung mit oft viel zu veralteten Ausgaben. Studiumsvoraussetzungen sind demnach auch eine Frage des Geldbeutels. Es fehlen einheitliche Lernzielkataloge für alle Fächer. Die Vorklinischen MEQ´s (Physkums-äquivalent) sind unberechenbar. Ich habe aus vergangenen Semestern erlebt, wie Kommiliton:innen im 3. Versuch gescheitert sind. Da es an einem einheitlichen Erwartungshorizont fehlt, sind die Fragen unberechenbar. Da auch die Kosten des Studiums nicht zu unterschätzen sind, haben die Kommiliton:innen die Uni mit einem riesigen Schuldenberg von etwa 20.000€ die Uni verlassen. Größter Kritikpunkt hier: dass es keine Möglichkeit nach Fehlversuchen einer mündlichen Prüfung besteht.

Unkoordinierter Modellstudiengang:
Ständige Wechsel in der Prüfungsordnung innerhalb der Modellstudiengänge erschweren die Planung. Die Uni wirbt mit einer offenen Feedback-Kultur, der Austausch mit dem Studiendekanat wirkt jedoch weniger offen. [...]

Schlechte Zusammenarbeit zwischen Kliniken und Universität:
Es fehlt an Unterstützung für lange Fahrtkosten zu Blockpraktika, die teilweise mit öffentlichem Nahverkehr nicht rechtzeitig zu erreichen sind. Uneinheitliche Lehre in verschiedenen Kliniken und ersatzloser Ausfall von Unterricht sind problematisch.

Auswahlverfahren mit Bias:
Das Auswahlverfahren basiert vor allem auf subjektiven Kriterien des Auswahlkomitees, da aus kaum professionelle geschulte Gutachter:innen gibt und die Uni auf freiwillige unbezahlte Studierende im Auswahlverfahren setzt. Dies beeinträchtigt Chancengleichheit massiv. Die offensichtliche Vorliebe für bestimmte äußere Merkmale der Studierenden deutet auf eine problematische Voreingenommenheit hin.

Mangelhafte Diversitätspolitik:
Rassistische, homophobe und xenophobe Äußerungen sind in der Lehre präsent und es wird nicht dagegen vorgegangen. Das ist keine Medizin, die wir praktizieren möchten.

[...]

Priorisierung von Profit über Bildung:
Die Universität gibt Lehrveranstaltungen auf, um Platz für externe Veranstaltungen wie den Kongress der Familienunternehmer zu bewirten. Studierende werden während dieser Konferenztage nach Wuppertal ausgelagert, was zu zusätzlichen Unannehmlichkeiten führt. IMPP relevante Vorlesungen wie Rechtsmedizin fallen ersatzlos aus.

Wie kann all das bei so hohen Semestergebühren von 980,-€ monatlich sein? Der soziale Generationenvertrag wird über das Marketing „sozial“ angepriesen. Wer sich etwas genauer damit beschäftigt, erkennt dass Direktzahler fast den halben Betrag des Generationenvertrags zahlen, während Spätzahler:innen die doppelte finanzielle Last tragen.

Ich habe mir mit dem Modellstudiengang Humanmedizin eine Pionier-Universität erhofft, die offen, progressiv, transparent, Demokratisch und unabhängig ist. Ich bedauere über die Jahre vor allem die Organisationskultur einer korrupten eingestaubten Institution kennengelernt zu haben.