Hält nicht ein was es verspricht

Der Modellstudiengang ist so konzipiert worden, dass Vorklinik und Klinik nicht mehr strikt getrennt werden und dass beide Teile im Studienverlauf miteinander verschmelzen. Nun war meiner persönlichen Erfahrung nach im ersten Semester der Patientenkontakt doch eher gering gehalten, sodass Anamnesen und körperliche Untersuchungen eher an einem selbst oder an Kommilitonen durchgeführt wurden.
Obwohl dies doch auch dozentenabhängig und von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich gewesen ist und andere demnach deutlich öfter Patientenkontakt vermittelt bekommen haben als ich, wünsche ich mir hier mehr Gleichheit/ Homogenität.
Auch das Curriculum, dass nach Modulen aufgebaut ist, bedarf einer Gewöhnung. Es wirkt hier und da doch ein wenig unstrukturiert und unübersichtlich, vor allem im Vergleich zu dem System vom Regelstudiengang, das ähnlich wie früher in der Schule nach Fächern aufgebaut ist.
Ebenfalls ein wenig enttäuschend ist die Tatsache, dass Anatomie und das damit einhergehende Präparieren an Körperspendern erst im dritten Semester stattfinden soll. Ein sehr spannender Teil des Studiums wird den Studenten dadurch erstmal vorenthalten, wodurch vielleicht einige das Interesse verlieren könnten und das Studium vorzeitig abbrechen. Themenschwerpunkte der ersten Semester sind Physiologie und Biochemie, die abgesehen von den Praktika in den Laboren theoretielastig sind und für viele ernüchternd sein kann.

Andererseits gibt es definitiv positive Aspekte, die dem Studium an der Charité zu Gute kommen. Man bekommt schon von Beginn an die Möglichkeit, sich mit derzeit praktizierenden Ärzten auszutauschen. Hierfür sind spezielle Formate wie POL, KIT und UKurse im Lehrplan integriert und man erfährt viele interessante und spannende Geschichten aus dem Alltag, persönliche Erfahrungen und Empfehlungen.
Weiterhin ist der im Sommer toll aussehende Campus sehr zentral gelegen und sehr gut angebunden, was in Berlin ein sehr relevanter Faktor ist.